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 Betreff des Beitrags: Abschied
BeitragVerfasst: 15.12.2008, 12:06 
Meine liebe Kedi!
Meine süße Maus, nun ist es zehn Jahre her, dass du mir in der Türkei auf den Schoß gesetzt wurdest, eigentlich warst du ja gar nicht mein „Typ“, aber wie heißt es so schön – „Nicht der Mensch sucht sich die Katze aus, die Katze sucht sich den Menschen aus“ – also gut dachte ich dann, nimm den armen Wurm mit nach Deutschland. Und so wurdest du ein illegaler Einwanderer in der BRD. Nach unserer Odyssee mit Verspätung, unplanmäßiger Zwischenlandung und all so nem Zeugs waren wir dann nach insgesamt 8.5 Std Reisezeit endlich „zuhause“.
Da meine Mam wusste, dass du mitkommst, stand schon alles für dich bereit, Futter, Wasser, Spielzeug und nicht zu vergessen, deine Pipibox – und was soll ich sagen, ich hab dich da rein gesetzt, du hast zweimal gescharrt und hast dein „Geschäft“ gemacht – ich war so stolz auf dich, denn da du ja am Strand der Türkei in einem Erdloch „gewohnt“ hast, wusste ich nicht, was du mit einem Katzenklo anfangen würdest. Aber Maus, du warst von der ersten Minute an „sauber“. Also ich am nächsten früh ins Büro kam, lag auf meine Schreibtisch ein „Asylantrag“ für dich.
Ich erinnere mich, als ich dich mal dabei erwischte, dass du immer in meinen Seramis-Blumentöpfen gebuddelt hast, ich hab dir immer wieder erklärt, dass du das nicht darfst und immer wieder bist du hin und hast es wieder gemacht – das hin und her ging so lange, bis ich bemerkt habe, dass ich versehentlich die Badezimmertüre zugemacht hatte und da stand ja deine Pipibox drin – ich hab mich dann 1000 Mal bei dir für die Standpauken entschuldigt – wahrscheinlich hätte sich eine andere Katze in irgendeine Ecke gesetzt und gepinkelt, aber du nicht, du hast mir gezeigt, dass was nicht stimmt – nur ich Hirni hab ewig gebraucht bis ich es geschnallt habe.

Weißt du noch, als wir beide bei Titanic eingeschlafen sind. Jeder war ganz wild auf den Film, alle sind ins Kino gerannt, manche mehrmals – wir habe gewartet bis es ihn auf DVD gab, haben es uns auf der Couch gemütlich gemacht, nein, ich hab es mir auf der Couch gemütlich gemacht und du es dir auf mir. Ich fand das damals so witzig, denn du warst wirklich mit Blick zum Fernseher gelegen und hast geguckt. Irgendwann bin ich dann aufgewacht und du warst auch am schlafen – Maus, so toll war dann der Film wohl nicht, wenn wir beide geschlafen haben.

Kannst du dich noch an die Blicke der Leute erinnern, wenn wir zum Tierarzt gegangen sind. Jeder normale Mensch hätte jede normale Katze in eine Transportbox gesteckt und wäre damit in die Praxis. Wir aber nicht, du warst, nur mit Halsband und Leine „bekleidet“ auf meiner Schulter gesessen und wir sind einfach so da rein marschiert. Im Behandlungszimmer bist du dann von meiner Schulter gesprungen, auf den Tisch, hast den Tierarzt freundlich angemaunzt und hast dich geduldig untersuchen lassen. Ja, du bist auch gerne Auto gefahren, das alles zumindest bis zu dem Tag deiner Sterilisierung – ich weis nicht was die in der Klinik da mit dir angestellt haben, jedenfalls warst du danach nicht mehr die Selbe – ich wüsste wirklich gern was da war.
Canim haydi gel - diese drei Worte – Abends deine drei Lieblingsworte – das sagte ich immer zu dir, wenn ich ins Bett ging – du lagst auf der Couch, hast geguckt und nur auf diese drei Worte gewartet – seltsam war nur, dass wenn ich auf deutsch zu dir sagte „Süße los komm“ du naja, sagen wir mal „gemächlich“ mit ins Schlafzimmer marschiert bist, habe ich aber in deiner „Muttersprache“ zu dir gesprochen, dann bist du wie eine wilde ins Schlafzimmer gefilzt und dich ins Bett geschmissen. Ja, deine Muttersprache hast du nie ganz vergessen, wenn du dabei warst was anzustellt hattest und ich auf deutsch sagte „Hör auf“, dann war dir das meistens egal – hab ich dann aber mit dir auf türkisch gesprochen, dann hast du sofort aufgehört.

Zwei Jahre waren wir beide alleine, dann hab ich dir aus dem Stall eine „Kumpel“ mitgebracht – man warst du da anfangs stinkig – kommt da so ein kleiner Dreikäsehoch und „belästigt“ dich. Naja, nach den anfänglichen Schwierigkeiten hattet ihr euch dann doch ins Herz geschlossen – du hast Aslan manchmal stundenlang „gewaschen“ und er hat gehalten und sich verwöhnen lassen – oft hat er dich aber auch genervt – er liebte es, sich einfach neben dich zu setzen und dich anzusehen, er hat nichts gemacht, nur geguckt und das hat dich wahnsinnig gemacht und irgendwann bist du knurrend und fauchend aufgestanden und gegangen - er ist dann mit einem „grinsen“ im Gesicht in die andere Richtung, nach dem Motto „Mission erfüllt“. Auch wenn ihr euch manchem gefetzt habt, so wart ihr doch tief in euch drin, ein Herz und eine Seele.

Du warst meine kleine Krankenschwester – immer wenn mir etwas weh tat oder es mir schlecht ging, bist du nicht von meiner Seite, du konntest es dann kaum erwarten, dass ich mich hinlegte, du hast dich dann ganz vorsichtig auf mich draufgelegt und hast mich mit deiner Wärme und Aura „geheilt“ meist hast du mich dann auch noch „gewaschen“. Manchmal waren meine Hände ganz wund von deiner rauen Zunge, aber mit dem Ablecken hast du gezeigt, dass man 100%ig zur Familie gehört.

Dieses Frühjahr sind wir drei dann zu Roland gezogen, nun hattet ihr eine riesige Wohnung, nen Dachboden und nen Keller zum inspizieren, doch das Beste war der überdachte Balkon, wir hatte zwar in der alten Wohnung auch einen, aber der war nicht überdacht. Den ganzen Sommer warst du da draußen gelegen, entweder in meinem Liegestuhl, denn du mal kurzerhand zu deinem Liegestuhl gemacht hast, oder du lagst auf dem Fensterbrett, wo dein Fleckerlteppich extra für dich hingelegt wurde. Egal wann ich dich gesucht habe, am Balkon hab ich dich immer gefunden. Nur eines war nervig, in der alten Wohnung war mein Stellplatz genau unterm Balkon, wenn ich also heimkam, dann hast du mich gesehen und immer gemaunzt bis ich endlich oben war, das war manchmal so peinlich, weil du geplärrt hast wie eine besessene und die Leute dann schon am gucken waren. Aber es war auch süß, denn ich wusste, dass du dich freust, dass dein Dosenöffner nun endlich nach Hause kommt. Jedenfalls war es nun leider so, dass wenn ich unten im Garten war, du oben am Balkon warst und eben auch wieder rumgemaunzt hast, das wie wieder nach oben komme. Klar, da wir nun am Land wohnten, hätte ich euch raus lassen können, aber da ihr beide 10 bzw. 8 Jahre reine Wohnungskatzen wart und in der Nachbarschaft sehr dominante Reviertiger leben, wollte ich keine Risiko eingehen.
Um dein Maunzen abzustellen, habe wir dann (wie gemein) mit der Wasserpistole auf dich gezielt, aber du hast mal wieder bewiesen, dass du keine Dumme warst, du hast dich hinter die Verkleidung gesetzt und weiter gemaunzt, das Einzige was ich davon hatte, war, dass ich die Fenster putzen musste, weil alles voll Wasserspritzer war. Du warst schon meine SuperMaus!

Ja, der Sommer ging vorbei und es wurde Herbst, aber du bliebst auf deinem Balkon – nur wollten wir die Balkontüre zumachen, denn abends wurde es dann schon frisch. Also besorgten wir eine Katzenklappe, die wurde in ein Brett gebaut, diese klemmten wir in die Führungsschiene der Jalousie, machten die Jalousie zu, ließen die Tür offen und schon war jedem geholfen. Als dann aber der Winter kam, da hast du dann freiwillig darauf verzichtet raus zu gehen, dann war dein Lieblingsplatz wieder die Heizung oder das Aquarium.

Und dann kam er, der 9. Dezember – ich kam nach Hause, und sah eine riesigen Blutfleck auf dem Teppich – ich wusste nicht von wem er war, der Kleine sprang um mich herum, nur du warst nicht da. Ich gucke ins Bad, da lagst du, wie eigentlich oft, auf dem Badvorleger, aber du hast mich nicht mal angesehen. Und wenn du mich nicht maunzend begrüßt und mich nicht anguckst, dann kann was nicht stimmen. Du bist dann aufgestanden und ins Schlafzimmer. Ich hab das Telefon geschnappt, den Tierarzt angerufen, dich in einen Wäschekorb gesetzt, Aslan hat sein Halsband rumbekommen und wir sind ab in die Klinik. Und dann lagst du da auf dem Tisch, hast kaum mehr Luft bekommen, du wurdest geröntgt, und da wurde es immer klarer, du drohtest an dem Blut in deiner Lunge zu „ertrinken“. Die Tierärztin erklärte mir, dass sie dir erst mal Blut abnehmen wird und du dann in eine Sauerstoffbox kommst, dass du über Nacht dort bleiben musst, und was sie tun soll, wenn es dir in der Nacht schlechter ging.
Schweren Herzens sagte ich ihr, dass wenn es dir schlechter gehen sollte, sie dich erlösen soll, dass du es nicht verdient hast zu leiden – weist du Maus, wir Menschen sind so dumm, wenn da ein Mensch im Krankenhaus liegt und leidet und Schmerzen hat und nie mehr gesund werden kann, dann sind wir so dumm und lassen ihn leiden – bei einem Tier, kann ich entscheiden ob ich ihm das antun will – und du meine Süße hast es einfach nicht verdient, zu leiden. Versteh mich nicht falsch, natürlich sollen die Ärzte schon ihr möglichstes für dich tun, aber nichts unnötiges, was keinen Sinn hat und dir nur Schmerzen verursacht.
Die Ärztin versuchte dir dann Blut zu nehmen, aber dein Kreislauf war so im Keller, dass in deinen Venen kaum noch Blut floss, sie versuchte es dann an deiner anderen Pfote und da schaffte sie dann 1 ml rauszubekommen. Aslan, den ich mitgenommen hatte, das ich nicht 100% sicher sein konnte, von wem das Blut war, war während deiner gesamten Behandlung dabei, er saß bei Roland auf dem Schoß und war Mucksmäuschen still, ja, dein Räuber war ganz lieb und still.
Die Ärztin brachte ich dann in die Sauerstoffbox und sagte mir, dass ich nach Hause fahren und um 19 Uhr anrufen soll wegen der Blutergebnisse – wir fuhren nach Hause – als ich gerade anrufen wollte klingelte meine Handy, es war die Tierärztin, sie sagte mir, dass du es nicht geschafft hast, dass du aufgegeben hast und eingeschlafen bist. Sie erklärte mir dann noch irgendwas mit deinem Blut und dass sie vermutet, dass du irgendwo innerliche Blutungen haben muss, evtl. von einem Tumor oder so, dass sich das aber nur durch eine Obduktion herausbekommen ließe, aber ich sagte, dass ich das nicht möchte, ich wollte dich so zurückbekommen. Wenn Aslan morgen zu Untersuchung hin muss, lasse ich mir nochmal alles genau erklären. Ich fragte, wann ich dich holen könnte, sie meinte sofort oder am nächsten Tag – da ich zu nichts mehr in der Lage war, sagte ich, dass ich dich morgen holen würde.

Ja, und das taten wir dann auch – Maus, du lagst da, als ob du schlafen würdest – ich wollte es nicht glauben – aber leider warst du inzwischen im Himmel – und gemeinsam mit Hexi, Arco, Panther, Tiger, Charly, Susi, Nicki, Sandy und Laila rennst du jetzt im Himmel umher und mein Daddy kümmert sich um euch alle!
Du hast es hinter dir, doch was wird aus uns, Aslan frisst seit Tagen nichts, schläft auf „Deinen“ Plätzen, mag nicht zu mir, wenn ich zu ihm gehe brummt er mich an und du weist was er für ein Kuschelkater ist. Ja, auch wenn er dich immer geärgert hat, wie sehr er dich geliebt hat, erkennt man jetzt – weist du noch, die Dreamies, diese Lachsleckerli, die ihr beide so gerne gefressen habt, die er für euch sogar von oben vom Schrank "geklaut" hat, nicht mal die frisst er – daran siehst du wie sehr er leidet.
Maus, wir vermissen dich und keiner kann dich ersetzten, aber wir werden morgen für Aslan eine neue Katze holen, Maus, ich kann ihn nicht alleine lassen, er war immer nur mit dir zusammen, er kennt das nicht.
Aber du sollst wissen, dass der neue Kater dich weder bei uns noch bei deinem Aslan ersetzen wird – denn du warst bist und bleibst unsere „Dicke“.
Wir werden dich nie vergessen!!
Grüß du mir alle da „oben“ und sei du besonders gegrüßt von deiner
Kedianne

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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: 15.12.2008, 12:06 


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 Betreff des Beitrags: Re: Abschied
BeitragVerfasst: 15.12.2008, 13:43 
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Drück dich auch ganz dolle.... :knuffel: kenn das Gefühl leider auch zu gut.....

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 Betreff des Beitrags: Re: Abschied
BeitragVerfasst: 16.12.2008, 20:21 
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Schatzwächterin
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Registriert: 20.05.2007, 20:12
Beiträge: 790
fühl dich auch von mir gedrückt. deine kedi war was ganz besonderes :knuffel: behalte sie immer in deinem herzen und in deiner erinnerung.


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 Betreff des Beitrags: Re: Abschied
BeitragVerfasst: 10.01.2009, 10:03 
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Supermod
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Beiträge: 2098
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Ich drück dich auch mal ganz doll....ihr geht es sicherlich gut und sie ist stolz eine so tolle Familie gehabt zu haben ;)

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„Wenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen kann, so ist es der Glaube an die eigene Kraft.“
Marie von Ebner-Eschenbach (1830-1917)


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 Betreff des Beitrags: Re: Abschied
BeitragVerfasst: 11.01.2009, 16:07 
fühl dich gedrückt, es ist immer schwer, ein tier gehen zu lassen...aber sie hatte ein tolles leben bei euch :knuffel:


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